Bewerten als ein sprachliches Handeln in deutschen politischen Reden Eine textlinguistische Analyse

Document Type : Original Article

Author

German Department, School of Linguistics and Translation, BUC (Badr University in Cairo), Badr City, Egypt

Abstract

Values are an important part of our life; whether in everyday life or in public life, it is a humane action. In politics, language comes primarily as a means of communication, which is intricately connected with politics. The present study attempts to deal with linguistic evaluation in political speeches based on a speech by German Chancellor Angela Merkel on the occasion of the UN Conference on climate Change and climate protection. In order to present a meaningful analysis of the linguistic evaluation and a presentation of the values, sublimates the need for a short presentation about the function of the values as well as types and classification of the evaluations. The focus of the present study is on the German political speeches, in particular the speech of the Federal Chancellor. The reason for choosing the speech to be studied is the fact that linguistic use in the field of politics plays a significant role due to the close relationship between language and politics. Another reason is the importance of values in our lives; therefore, as a recipient, one should have value judgments about current events. The present research paper is not about quantitative analysis or analysis methods, but about a careful selection of text documents of a political speech, which serve as the basis of a linguistic analysis. Thus, the types of linguistic assessment and the classification of assessment types according to Schlobinski and Läzer will be presented shortly. As a result, the evaluation is also discussed as one of the dominant speech acts and several linguistic means on the different language levels, so that the evaluation can be understood as much as possible from a linguistic point of view.

Keywords

Main Subjects


Abstrakt: Werte sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens; ob im Alltag oder im öffentlichen Leben, es ist ein humanes Handeln. In der Politik ist Sprache in erster Linie ein Kommunikationsmittel, das eng mit der Politik verbunden ist. Die vorliegende Studie versucht, sich mit sprachlicher Bewertung in politischen Reden auseinanderzusetzen, basierend auf einer Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich der UN-Konferenz zu Klimawandel und Klimaschutz.

Um eine aussagekräftige Analyse der sprachlichen Bewertung und eine Darstellung der Werte darzustellen, sublimiert die Notwendigkeit einer kurzen Darstellung über die Funktion der Werte sowie Arten und Klassifizierung der Bewertungen. Der Schwerpunkt der vorliegenden Studie liegt auf den deutschen politischen Reden, insbesondere der Rede des Bundeskanzlers.

Der Grund für die Wahl der zu untersuchenden Rede ist die Tatsache, dass der Sprachgebrauch im Bereich der Politik aufgrund der engen Beziehung zwischen Sprache und Politik eine bedeutende Rolle spielt. Ein weiterer Grund ist die Bedeutung von Werten in unserem Leben; Daher sollte man als Empfänger Werturteile über aktuelle Ereignisse haben.

In der vorliegenden Forschungsarbeit geht es nicht um quantitative Analyse oder Analysemethoden, sondern um eine sorgfältige Auswahl von Textdokumenten einer politischen Rede, die als Grundlage einer sprachlichen Analyse dienen. So werden in Kürze die Arten der sprachlichen Leistungsbeurteilung und die Klassifizierung der Leistungsbeurteilungstypen nach Schlobinski und Läzer vorgestellt. Infolgedessen wird die Bewertung auch als einer der dominanten Sprechakte und mehrerer sprachlicher Mittel auf den verschiedenen Sprachniveaus diskutiert, so dass die Bewertung aus sprachlicher Sicht so gut wie möglich verstanden werden kann

Schlüsselwörter: Bewerten, Bewertung, sprachliches Handeln, Sprechhandlung, politische Rede.

 

  1. Einleitung

Werte sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens; sowohl im Alltag als auch im öffentlichen Lebens ist es ein menschliches Handeln. In der Politik kommt die Sprache in erster Linie als ein Kommunikationsmittel, das mit der Politik eng verbunden ist. Bewertung in den politischen Reden anhand einer Rede der Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich der UN-Konferenz zum Thema Klimawandel und Klimaschutz zu beschäftigen.

Um eine sinnvolle Analyse des sprachlichen Bewertens und eine Darstellung der Werte vorzustellen, sublimiert den Bedarf einer kurzen Darlegung über die Funktion der Werte sowie auch Typen und Klassifikation der Bewertungen. Der Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung liegt auf den deutschen politischen Reden insbesondere die Rede der Bundeskanzlerin.

Als Grund der Auswahl der zu untersuchenden Rede ist die Tatsache, dass der sprachliche Gebrauch im Bereich der Politik eine erhebliche Rolle hat, durch die enge Beziehung zwischen Sprache und Politik. Ein weiterer Grund ist die Wichtigkeit der Werte in unserem Leben; deswegen soll man als Rezipient Werturteile über die aktuellen Ereignisse haben.

In der vorliegenden Forschungsarbeit handelt es sich nicht um quantitative Analyse bzw. Analyseverfahren, sondern um eine sorgfältige Auswahl von Textbelegen einer politischen Rede, die als Basis einer linguistischen Analyse. Es werden also die Typen des sprachlichen Bewertens und die Klassifikation der Bewertungstypen nach Schlobinski und Läzer in Kürze dargestellt. Dadurch wird auch das Bewerten als ein der dominierenden Sprechhandlungen und eine Reihe von sprachlichen Mitteln auf die verschiedenen Sprachebenen besprochen, damit das Bewerten wie möglich auf linguistische Ebene verstanden werden kann.

 

  1. Zum Begriff Bewerten

Im alltäglichen Sprachgebrauch heißt "bewerten" (im Sinne von "einschätzen", "beurteilen"), einem Objekt einen mehr oder weniger großen Wert beimessen. Es gab verschiedene Auseinandersetzungen mit der Untersuchung der Wertung und ihre Problematik; diese auseinandersetzende Untersuchungen stoßen auf unterschiedlicher Theorien über die Begriffe „Wert“ und Bewerten“, die zu den grundlegenden Begriffen der Wertlehre gezählt werden.

Als sprachwissenschaftlicher Terminus wird „Wert“ erst von de Saussure konzipiert und verwendet, als er Werte im Zusammenhang mit dem Sprachsystem durchgeführt: „die Sprache ist nichts anderes als ein System von bloßen Werten“ (Saussure, 2001, 132). Da eine Sprache ein System ist, das eine Struktur hat, soll man die sprachlichen relevanten Eigenschaften und den Stellenwert sprachlicher Elemente nur in Bezug  auf ihre Beziehung zu anderen Elementen des Systems betrachten. Laut de Saussure ist ein sprachliches Element in erster Linie nur durch seine Position im sprachlichen System (Valeur) bestimmt.

Man muss auch zwischen dem Begriff „Bewerten“ und „Beurteilen“ unterscheiden: Ziel eines Sachurteils ist eine wissenschaftliche Aussage über einen Ist-Zustand, die über die Fächergrenzen hinweg überprüfbar ist. Ein Beispiel dafür: Jeder redet gern über das Wetter. Wie lässt sich nun ein Sachurteil über das Wetter fällen? Wenn wir diesen Gegenstand wissenschaftlich betrachten, brauchen wir überprüfbare Messgrößen. Ein Sachurteil über das Wetter können wir uns also dann erlauben, wenn wir das heutige Wetter zum Beispiel durch Temperatur und Luftfeuchte messen. Wollen wir uns mit der Frage „Sind die Löhne in Deutschland gerecht?“ beschäftigen, so messen wir zum Beispiel die Einkommensverteilung durch Verteilungsmaße.

Im Gegensatz zum wissenschaftlichen Sachurteil stellt das Werturteil unter dem Operator „Bewerten“ eine Aussage dar, die eine persönliche Meinung, eine Einstellung wiedergibt. Aber Achtung: Dies bedeutet nicht einfach, einen Gegenstand unter ein simples „Gut“ oder „Schön“ zu stellen. Ein Werturteil ist qualitativ immer dann besser, wenn die Begründung komplex und angemessen ist.

„Heute ist schönes Wetter“ reicht also als Werturteil nicht aus - „Das Wetter ist schön, da es schon lange nicht mehr so viele Sonnenstunden gab“ ist als Werturteil deutlich besser. Ebenso ist „Die Einkommensverteilung ist ungerecht“ kein gutes Werturteil - argumentiert mit Gründen: „Die Einkommensverteilung ist ungerecht, da sie die ärmeren Bevölkerungsschichten vernachlässigt.“ Ein Werturteil stellt die Frage: Was ist erwünscht / unerwünscht? und führt treffende Gründe und Kriterien für dieses Urteil an.

Sprachhandlung wird nach Glück (2000, 628)  als eine alternative Eindeutig zu Sprechakt; Dieser Begriff steht aber nach Bußmann (2008,674) für die illokutionäre Akte. Dieser Ausdruck wird gebraucht, um die Zweckchrakteristik des sprachlichen Handelns hervorzuheben, sowie auch die Handlungsqualität und den besonderen Stellenwert dieser Form von menschlicher Tätigkeit zu unterscheiden.

 

  1. Typen des sprachlichen Bewertens

Die sprachlichen Bewertungen lassen sich also in zwei Typen untergegliedert; man bewertet etwas oder einen Sachverhalt entweder positiv oder negativ. Im Folgenden werden die zwei Typen des Bewerten kurz erklärt.

 

  1. Positives Bewerten

Es muss nicht direkt mit positiven Werturteilen bewertet werden, es könnte auch durch aufgrund eines positiven Werturteils als eine Zurückweisung einer positiven Bewertung betrachtet werden; dadurch kommt eine propositionale semantische Struktur einer Bewertung vor. Im Folgenden sind einige Äußerung aus dem untersuchten Korpus, die positiv betrachtet werden können:

  • „.. nach der Coronapandemie auch für innovatives Wachstum nutzen“
  • „Wir sind aktiv mit dabei..“
  • „Wir haben eine erfolgreiche Partnerschaft mit Kolumbien, mit der wir gemeinsam mit Norwegen und dem Vereinigten Königreich den Schutz der Wälder voranbringen.“

 

  1. Negatives Bewerten

Äußerungen, die einen negativen Werturteil durch eine Negation oder andere sprachliche Mittel haben, betrachtet man als eine negative Bewertungen. So lassen sich beispielsweise die folgenden Äußerungen als negative Bewertungen:

  • „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Transformation unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise.“
  • „Meine Damen und Herren, wir werden allein mit staatlichen Aktivitäten nicht vorankommen.“
  • „Dass die Auswirkungen des Klimawandels verheerend sind, wissen wir.“

 Es gibt noch weitere zweiseitige Bewertungen, die in einer komplexen Bewertung aufweisen können; wie in dem ersten Beispiel, da die Transformation entweder negativ oder positiv bewertet könnte. Hartmunt Lenk nannte diesen Typ der Bewertungen als ambivalente Bewertung:

„Bei manchen komplexer strukturierten Bewertungshandlungen mit in sich widersprüchlichen Stellungnahmen kann man auch von einem ambivalenten oder Sowohl als-auch-Bewerten sprechen“ (Lenk, 1999:88-89).

Solche ambivalente Bewertungen könnten aber noch unterschiedliche Hintergründe haben. In diesem Zusammenhang kommen aber meistens „widersprüchliche Beschaffenheit oder entgegengesetzten potenziellen Folgen des Bewertungsgegenstandes“ (ebd. S. 89). Es könnte auch sein, dass diese Bewertungen aufgrund von einer ausgeprägten Ungewissheit des Bewertenden oder Kommentators über das zu Bewertende.

 

  1. Bewerten in den politischen Reden

Politische Reden sind ein wichtiger Teil der Kommunikation in einer Gesellschaft und ein beliebtes Mittel, das Politiker und Parlamentsabgeordneten meistens benutzen, um ihre Wähler und ihr Publikum zu gewinnen. 

Eine politische Rede zu halten ist auch eine Art und Weise der Sprechhandlung, mit der man anderen Menschen seine Ideen vorstellen und sie überzeugen kann. Durch Sprache kann man auch eine Situation oder einen Sachverhalt bewerten bzw. be- oder verurteilen. So hat auch Grünert Politik mit Sprache verbunden:

„Politisches Handeln wird durch (mit) Sprache entworfen, vorbereitet, ausgelöst, von Sprache begleitet, beeinflußt, gesteuert, geregelt, durch Sprache beschrieben, erläutert, motiviert, gerechtfertigt, verantwortet, kontrolliert, kritisiert, be- und verurteilt. Politisches Handeln ist mit sprachlichem Handeln, ist mit Kommunikationsprozessen verbunden. Politisches Handeln geht nicht im sprachlichen Handeln auf, aber es ist grundsätzlich angewiesen auf den Austausch von Signalen“( Grünert 1984, S. 29)

Unter diesen sprachlichen Handeln steht das Bewerten, das durch verschiedene Mechanismen zum Ausdruck gebracht werden kann. Der Mechanismus des Bewertens enthalt viele weitere zu analysierende Einzelprozeduren (wie etwa Vergleichen, Einordnen, Kontrollieren, Kontrastieren, Beurteilen).

In der vorliegenden Untersuchung scheinen der Text und die politische Rede neben dem „Bewerten“ als Begriffe zu erklären. Aus kommunikativ orientierten Richtung stützt sich der Begriff „Text“ in sprechakttheoretischer Hinsicht auf Sprechakttheorie von Austin und Searle. Brinker stellte in diesem Hinblick, dass der Text „nicht mehr als grammatisch verknüpfte Satzfolge, sonderm als (komplexe) sprachliche Handlung, mit der der Sprecher oder Schreiber eine bestimmte kommunikative Beziehung zum Hörer oder Leser herzustellen versucht. (Brinker 2010: 15)

Brinkers Definition vom Begriff „Text“ stimmt mit dem Verständnis des Terminus „Text“ der vorliegenden Untersuchung überein. Die Definition scheint besonders für diesen Gegenstand besonders geeignet, weil die politische Reden grundsätzlich eine Kommunikationsbeziehung zwischen dem Produzenten und Rezipienten darstellt. Der Text wird also in diesem Zusammenhang als eine kommunikative Einheit angesehen, die mehrere sprachliche Handeln beeinhaltet. Es gibt also verschiedene sprachliche Handeln in einem Text in einer politischen Rede, unter anderem ist das Bewerten, das durch bestimmte sprachliche Mittel rechtfertigt werden kann.

Laut Brinker sind mündliche Äußerungen, insbesondere monologische, auch mit dem Begriff „Text“ verbunden. Der Text wird in diesem Fall als eine sprachliche und kommunikative Einheit betrachtet. Brinker definiert den „Text“ als eine begrenzte, grammatisch und thematisch zusammenhängende Folge von sprachlichen Zeichen (Brinker, 2010: 19-20).

Laut Sandig hat ein Text typischerweise folgende Eigenschaften: Er ist sprachlich, monologisch und schriftlich fixiert, er hat ein Thema, besteht aus mehreren Sätzen, diese sind untereinander verknüpft und bilden einen sinnvollen Zusammenhang; er ist in der Regel irgendwie individuell. Ein Text hat eine Funktion […]; mehr am Rande: ein Text ist irgendwie abgeschlossen und in eine Reihenfolge gebracht (Sandig 2006: 310).

Bevor der Frage nachgegangen wird, wie das, was wir als Rezipienten von politischen Äußerungen als Bewertungshandlungen verstehen, linguistisch modelliert werden kann, seien hier zunächst einige authentische Äußerungen von der vorigen Bundekanzlerin als Beispiele aufgeführt, die vermutlich die meisten Rezipienten sicher auch ohne Kenntnis des kontextuellen Zusammenhangs, in denen diese Sätze geäußert wurden, als Bewertungshandlungen akzeptieren werden.

  • „Das Pariser Abkommen ist ein sehr wichtiges Zeichen für die ganze Weltgemeinschaft.“
  • „wir sind aktiv mit dabei ...“
  • „Wir wollen die notwendige wirtschaftliche Erholung nach der Coronapandemie auch für innovatives Wachstum nutzen...“
  • „Wir stehen vor einer globalen Herkulesaufgabe. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Transformation unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise.“
  • „Mit all diesen Maßnahmen unterstreichen wir, dass wir an einem Erfolg der COP26 interessiert sind,...“

Die Tatsache, dass man diese Äußerungen als Bewertungshandlungen verstehen kann, muss also in ihrem propositionalen Gehalt begründet sein (Lenk, 1999:87-88). Propositionale Gehalte der Beispieläußerungen (1) und (2) lassen sich als Äquivalenzrelation der Art ¡ = y beschreiben. Dabei ist das Prädikat y e¡n Wertausdruck. ln der Äußerung (3) wird deren bewertender Charakter durch die Bedeutung des Adjektivs „innovativ“ konstituiert: bezeichnet wird ein Prozess, in dessen Ergebnis ein mit einem positiven Werturteil verknüpfter Zustand eintritt.

In der Äußerungen (4) wird beispielsweise explizit mithilfe lexikalischer Ausdrücke bewertend prädiziert; beispielsweise das Wort „Herkulesaufgabe“, das Schwierigkeit bedeutet und mit Zusammenhand mit dem Adjektiv „global“, verwendet die Bundeskanzlerin Merkel im ersten Abschnitt ihrer Rede. Dieser Ausdruck wird sicherlich negativ konnotiert  und trägt insgesamt zur negativen Evaluation der Lage des Klimawandels in der ganzen Welt. Diese negative Tatsache wird auch durch weitere lexikalische Einheiten wie  „wir stehen vor...“ und „..Transformation unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise..“, das Wort Transformation bedeutet in diesem Kontext den Zwang einer Umform des Lebens und durch diese Bedeutung wird negativ bewertend. Sowie auch das Verb „stehen“ mit der Präposition „vor“, das eine Konkurrenz mit dem Klimawandel ausdrückt. Zusätzlich durch eine syntaktische Form durch  die Adjektive mit dem Komparativsatz „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als...“ , der die Konkurrenz und Problemstellung verstärkt. In der Äußerungen (5) betont die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Unterstützung und das Interesse ihres Landes auf den Erfolg der vorigen UN-Klimagipfel durch die Benutzung des Verbs „unterschrieben“. Die Benutzung dieses Verbs in diesem Zusammenhang gehört zu der lexikalischen Ebene als ein Mechanismus der Bewertung.

Demzufolge kann das Bewerten also in verschiedenen Formen in einem Text einer politischen Rede realisiert werden – sowohl als eine Sprechhandlung als auch ein sprachliches Handeln. Im folgenden Teil werden die Formen des Bewertens in deutschen politischen Reden thematisiert.

 

  1. Realisierung des sprachlichen Bewertens

Offenbar sind Objekte oder irgendwas einer Person von großer Bedeutung; sie haben beispielsweise einen mehr oder wenigen Wert. Diese Feststellung hat natürliche verschiedene Konsequenzen, wenn man jedes Objekt oder jede Person zum Wissensbestand hat und zunächst eine Vorstellung dafür hat. Deshalb kann man davon ausgehen, dass ein Zusammenhang mit einem Objekt von Wissen zu einer Bewertung erworben werden kann; dann nannte Sandig  „Bewertungswissen“ 1993,160.  Als Folge dafür würden Bewertungen  entweder explizit oder implizit grundlegend als bewertete Sachverhalte oder als eine Bewertung nach einem Wissensbestand durchgeführt.

Man spricht also von der Art und Weise der Bewertung bzw. die Mechanismen des Bewerten. Da das Bewerten ist nicht nur eine mentale Operation, sondern auch eine explizite und implizite Verbalisierung, obwohl eine mentale Bewertung eine Grundfunktion hat, kann sie aber sprachlich offenkundig realisiert werden. Mechanismen des sprachlichen Bewerten lassen sich auf drei Ebenen klassifiziert: lexikalisch, morphosyntaktisch und stilistisch.

 

4.1 Eine Rede der Bundeskanzlerin Angela Merkel als Beispiel

Die als Beispiel untersuchte Rede ist von der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hat diese Rede am 22. April 2021 anlässlich der Konferenz „Leders‘ Summit on Climate“ gehalten. Adressaten (Rezipienten) sind die Teilnehmer an dieser Konferenz aus verschiedenen Staaten. Das Thema dieser Rede geht um das Problem des Klimas in der Welt und die Mühe von Deutschland und der europäischen Union, der Welt beim Problem des Klimawandels zu helfen. Die Bundeskanzlerin versucht in dieser Konferenz eine Stellungnahme haben und die Rolle ihres Landes und der europäischen Union, um Lösungen für den Klimawandel zu finden. Da Deutschland ein der größten Industrie Länder in der Welt, muss es also eine Rolle spielen, einen Einfluss üben und eine Unterstützung bei der Klimafinanzierung leisten. Im Folgenden werden die thematische Struktur sowie auch eine Darstellung sprachlicher Ebenen des Bewertens, die in der untersuchten Rede Merkels vorkommen.

 

4.2 Thematische Struktur der untersuchten Rede

Eingeleitet wurde diese Rede mit der Begrüßung Merkels an die Teilnehmer, insbesondere den USA-Präsidenten Joe Biden begonnen. Danach drückt Merkel ihre Freude aus, dass die USA an dieser Konferenz teilnehmen, weil die Welt ihr Mitwirken und Hilfe bei diesem Problem des Klimas braucht. Sie stellt die Teilnahme der USA als eine Bedingung für die Erfüllung des Pariser Abkommens und diese Teilnahme gilt als ein wichtiges Zeichen für die ganze Weltgemeinschaft. Merkel stellt die Aufgabe der Weltgemeinschaft dar, um dieses Problem zu lösen und bezeichnet es als ein „Herkulesaufgabe“, denn es geht um eine „Transformation“ der ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise aller Welt. Die Hauptrolle und die wichtige Aufgabe tragen die Industrieländer, die große Emittenten sind. Merkel hat Deutschland als ein Beispiel dargestellt, wo ungefähr 40% der Emissionen seit 1990 schon reduziert wurden. Merkel erklärte auch, dass die EU bis 2050 klimaneutral wird und bis 2030 mindestens 55% der Emissionen als im Jahr 1990 reduziert werden.

Im weiteren Verlauf dieser Rede bestätigte die Bundeskanzlerin, dass die EU insbesondere Deutschland vereinbart hat, ihre Aufgabe zu machen, sogar hat Deutschland ein Klimaschutzgesetz für eine Klimaneutralität beschlossen. Die EU stellt einen Emissionshandel für die Bepreisung der CO2-Emissionen in der Industrie in Europa, sowie auch einen nationalen Emissionshandel in Deutschland im Bereich des Verkehrs und der Wärme. Die Kohle für Deutschland gilt als ein wichtiger Energieträger und wird Kohle nur bis 2038 benutzen, denn Deutschland wird anstatt davon bei der Stromerzeugung erneubare Energie investieren. Nach Merkel hat Deutschland bereit 46% und wird bis 2030 bis 65% gesteigert, damit sie ein innovatives Wachstum der Wirtschaft zu verwirklichen. Im weiteren Verlauf argumentierte Merkel, dass die biologischer Vielfalt geschützt werden muss. Die Bundeskanzlerin bestätigte die Rolle der Entwicklungsländern bei der Klimafinanzierug, wenn sie Solidarität brauchen; in diesem Fall hat Deutschland ihren Anteil auf 4 Milliarden Euro jährlich bis 2020 verdoppelt. Am Ende der Rede stellt die Bundeskanzlerin ihr Interesse am Erfolg der COP26-Konferenz in Glasgow dar und bestätigte auch die Bereitschaft von Deutschland für den 12. Petersberger Klimadialog.

Um die thematische Entfaltung der Rede Merkels einfach darzustellen und für einen internen thematischen Aufbau oder eine thematische Strukturierung der Rede, kann man sie mit der Hilfe der folgenden Grafik ansehen:

T1 – Teilnahme der USA und ihr weltweites Mitwirken

T2 – Problematik des Klimawandel in der ganzen Welt

T2a – Reduzierung der CO2-Emissionen in Deutschland

T2b – Plan der europäischen Union für wenigere Emissionen

T2c – Investitionen in erneubaren Energien

T3 – Wirtschaftliche Erholung durch Klimaneutralität

T4 – Einfluss des Klimawandels auf die biologische Vielfalt

T5 – Unterstützung der Entwicklungsländer und Industrieländer für die Klimafinanzierung

T5a – Maßnahmen für den Erfolg des Klimadialogs

T5b – Rolle von Großbritannien und Vorbereitung für nächste COP - Konferenzen

 

   T1

 

   T2

                                         T2a

   T3                                           T2b

                                                               T2c

   T4

 

   T5

                                       T5a

                                                   T5b

Abbildung 1: Schematische Darstellung der Themenentfaltung der Rede Merkels

Durch die vorige Darstellung der thematischen Strukturierung der Rede Merkels kann man  herausfinden, wie die Bundeskanzlerin Angela Merkel das Thema des Klima thematisiert hat und auf die Kernstellen dieses Thema durch eine politische Stellungnahme als Vertreterin Deutschland bewertend eingegangen hat.

 

4.3 Realisierungsebenen des Bewertens in dieser Rede

  1. Auf lexikalischer Ebene

An dieser Stelle falle sowohl evaluative Lexeme auf, die im Kontext einem Objekt, auf das sie sich beziehen einen bestimmten Wert zuschreiben, als auch deskriptive Lexeme, deren Funktion in erster Linie in der semantischen Beschreibung eines Objektes besteht. Evaluative und deskriptive Wörter können Substantive (Erholung, Verlust), Verben (reduzieren, verdoppeln), Adjektive (globale, innovative) und sogar Partikeln (schon, auch) sein. Die lexikalischen Einheiten, die zu einem bewertenden sprachlichen Handeln dienen, werden in den folgenden Wortarten erklärt:

  • Substantive: in der untersuchten Rede Merkels kommen verschiedene Substantive vor, die zu einem Gebrauch als Objekte einer bewertender Handlung benutzt werden. Beispiel dafür ist die Äußerung der Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich der UN-Klimakonferenz: „Wir stehen vor einer globalen Herkulesaufgabe. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Transformation unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise.“; sie verwendete den Substantive „Herkulesaufgabe“, um die Krise und Problematik des Klimawandels zu betonen, sowie auch „Transformation“ als eine Beschreibung der Situation des Lebens in der ganzen Welt wegen des Klimawandels.
  • Verben: Dazu kommen auch enge Verben im Vordergrund als evaluative oder bewertende Lexeme in der Rede Merkels. Außerdem fällt es bei der Analyse auf, dass einige Verben (Präsens oder Perfekt) mit bewertender Bedeutung auftreten; Beispiele dafür:
  • Deutschland hat seine CO2-Emissionen bereits um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert
  • Wir haben in Deutschland in diesem Zusammenhang unsere Klimafinanzierung bis 2020 auf vier Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt
  • „Mit all diesen Maßnahmen unterstreichen wir, dass..“
  • „Wir haben im letzten Jahr, 2020, bereits 46 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt und wollen das bis 2030 auf 65 Prozent steigern.“

Sowie auch Partizip Präsens wie „und werden auch in den kommenden Jahren unseren fairen Beitrag leisten“. Somit können diese Verben die evaluative Funktion übernehmen; sie treten dann in den syntaktischen Funktionen auf, die zum Adjektiv charakteristisch ist.

  • Adjektive: Es gibt eine umfangreiche Gruppe von Adjektiven in der untersuchten Rede Merkels, die zu einer Beschreibung der Klimasituation dienen. Beispiele dafür kann man aus den oben erwähnten Beispielen wieder führen. Die Bundeskanzlerin benutzte das Adjektiv „global“, um die schwierige Situation des Klimawandels und seine Gefahr auf die ganze Welt zu bestätigen; da die Folgen der Transformation im Leben aller Menschen nicht nur in Deutschland oder in Europa betreffen. Deswegen erklärte sie weiter durch das Adjektiv „ganz“ in der Äußerung „..unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise...“, damit sie den anderen Staaten oder Teilnehmern dieser Konferenz aufmerksam zu machen, dass sie alle gemeinsam stehen müssen, um Lösungen für dieses globale Problem zu finden und die gemeinsame Aufgabe aller Länder besonders die Entwicklungsländer zu betonen.

Dazu können Bewertungen durch grammatische Erscheinungen unterstützt werden; beispielsweise durch die Form der Komparation der Adjektive, die einer bewertenden Bedeutung dienen können. Diese bewertenden Bedeutungen könnten aber natürlich im Kontext einer politischen Reden befindliche Bewertungen modifiziert, verstärkt oder sogar abgeschwächt werden. Durch die Komparation erstellt man einen Vergleich zwischen zwei oder mehreren Situationen, wie die globale Wirkung von dem Klimawandel in einem Jahr und in einem vergangenen oder zukünftigen Zeitraum. Beispiele dafür sind einige Äußerungen der Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede über die klimatische Wirkungen und die Bemühungen der europäische Union insbesondere Deutschland wie in den Folgenden:

  • „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Transformation unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise.“
  • „Die Europäische Union wird bis 2050 klimaneutral sein  das gilt natürlich auch für die Bundesrepublik Deutschland. Und bis 2030 wollen wir mindestens 55 Prozent weniger Emissionen haben als 1990.“
  • „In Deutschland ist Kohle heute noch ein wichtiger Energieträger.“

Dazu kann man weitere Wortarten als bewertende Lexeme zählen wie Partikeln und Adverbien. Zu erwähnen aber sind einige Lexeme, die entweder ideologischer Wortschatz, tagespolitische Prägungen oder die als Fachbegriffe bezeichneten Lexeme; Beispiele für ideologischen Wortschatz sind: Glaubwürdigkeit und  Ambitionen. Fachbegriffe wie Reduktionsziele, Emissionen, Klimaneutralität und Wachstum. Tagespolitische Prägungen wie Leitmarkierung, Vertragsstaaten, Zielerreichung, Partnerschaft, Steuergelder und Klimaschutzgesetz.

Evaluative Wörter werden nach einer ihren Benutzung von politischen Rednern gemessen; daneben spielen die Weltanschauung eines Rezipienten und seiner Einstellung beim Verstehen diese bewertende oder evaluative Wörter. Deswegen variiert sich die Bewertung vom Rezipienten zu Anderen und kann jeder eine diverse Stellungnahme zu selben Lexemen haben.

 

  1. Auf morphosyntaktischer Ebene

Morphologisch sowie auch syntaktisch kann man verschiedene Weisen der Bewertung finden. Bewertungsmittel können beispielsweise durch Tempus oder Modus realisiert. Futur I bspw. kann eine Vermutung der Sprechers drücken (Engel, 2000:646).

  • „Die europäische Union wird bis 2050 klimaneutral sein.“
  • „Wir leisten von deutscher Seite einen beträchtlichen Beitrag und werden diesen bis 2025 auf sechs Milliarden Euro erhöhen.“

In beiden letzten Beispielen versucht Merkel ihre Hoffnung auf eine bessere Lage des Klimas in den nächsten Jahren durch die Unterstützung von den Industrieländern insbesondere von der Europäische Union zu beschreiben; sie drückte das mit dem Gebrauch des Futurs in diesen Äußerungen; das gilt aber als eine positive Bewertung für die klimatische Lage in der Zukunft. Diese bewertende Leistung entsteht durch die Prophezeiung eines Emittenten und seine Signalisierung eines Bewertens als Reaktion von den Rezipienten.

Man kann auch einen Sachverhalt oder eine Situation durch das Modus wie im Fall des Konjunktivs II bewerten. Konjunktiv II, wie das Futur I, kann eine Vermutung und Distanzierung ausdrücken:

  • „Dann würden wir uns gern dem europäischen Mechanismus anschließen.“

In dieser Äußerung  stellt die Bundeskanzlerin die positive Seit bzw. die Vorteile der europäischen Maßnahmen gegen den Klimawandel, den man folgen soll, um die weltweite Aufgabe zu erfüllen.

Des Weiteren kommen weitere morphologische Mittel, die als bewertende Elemente benutzt werden können; Beispiele dafür sind die Präfixe und Suffixe: unstrittig, multipolar und weltweit. Es kommt also ein neuer Werturteil durch eine Präfigierung  mit einem Basis; in den letzten Beispielen haben die Präfixe un- und multi- neue bewertende Einheiten gebildet. Das Präfix un- negiert also die Wortbildungsbasis; dadurch kann man sowohl positive als auch negative Bewertungen oder Evaluationen bewirken. Es kommt aber darauf an, welches Präfix wird gesetzt und es hängt jeweils von dem Werturteil der Basis ab, d.h. die Präfigierung mit einem Präfix wie un- bei einer Basis wie vernünftig trägt mit einem positiven Wert zu einem negativen Wert wie unvernünftig.

Durch Komposita kann man nicht nur neue Wörter mit anderer Bedeutung bilden, sondern auch sogar etwas bewerten; einige Wörter haben ein negativen oder positiven Werturteil und dabei ergibt sich produktive bewertende Bedeutung durch zwei oder mehr dieser Wörter zusammensetzen. Beispiele dafür sind:

  • „...Wege zu finden, um zur Klimaneutralität zu kommen.“
  • „Für mich ist wichtig, dass wir bis 2030 den Waldverlust global stoppen.“

In der ersten Äußerung (16) bilden die zwei Wörter „Klima“ und „Neutralität“ ein Kompositum, das durch den positiven Werturteil des Wortes „Neutralität“ eine positive Bewertung der Ziele der Staaten, um das Problem des Klimawandels zu lösen. In der zweiten Äußerung (17) konnte andererseits das mit dem Wort „Wald“ zusammengesetzte Wort „Verlust“ eine negative Bewertung darstellen.

Ein weiteres Mittel, das man auf der morphologischen Ebene finden kann, ist der Vergleich. Durch Vergleich kann man zwei Sachverhalte oder Situationen zusammen stellen und daraus dem Rezipienten eine bestimmte Bedeutung oder einen Werturteil zeigen und vermitteln. Beispielsweise sind die folgenden Äußerungen:

  • „Und bis 2030 wollen wir mindestens 55 Prozent weniger Emissionen haben als 1990.“
  • „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Transformation unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise.“
  • „..in der Dekade des Handelns, in der Dekade, in der wir jetzt leben, national ambitionierter zu sein..“

Durch die beiden Äußerungen (18) und (19) ist es klar, dass die politischen Rednerin unterschiedliche morphologische Mittel benutzen, um ihre Stellungnahme vorzustellen. Andererseits kann der Genitiv als attributive Konstruktion wie in der letzten Äußerung (20) vorkommen, die in der Lage ist, bewertendes Mittel darzustellen kann.

 

  1. Auf stilistischer Ebene

 Im Deutschen steht eine Menge stilistischer Mittel wie Metaphern, Vergleiche, rhetorische Fragen; sie können auf bestimmter Art und Weise bewertend betrachtet werden. In der untersuchten politischen Rede von der Bundeskanzlerin Angela Merkel wurden Metaphern und Vergleiche als elementare und komplexe Bewertungen aufgedeckt; im Folgenden stehen einige Beispiele dafür:

  • Wir 22 wollen die notwendige wirtschaftliche Erholung...“
  • „Wir stehen vor einer globalen Herkulesaufgabe.“
  • „Mein klares Plädoyer ist, in der Dekade des Handelns, in der Dekade, in der wir jetzt leben, national ambitionierter zu sein, aber global Instrumente zu finden, die nicht nur Steuergelder einsetzen, sondern auch wirtschaftlich vernünftig sind. Und das ist für mich die CO2-Bepreisung.“

Zu den Funktionen der Metaphern bspw. neben der Selbstdarstellung ist es, dass sie auch im Sinne der Rhetorik eine argumentative Funktion habe (vgl. Sowinski). Dadurch spielen Metaphern einen erhebliche Rolle bei der Bewertung wie in den letzten Beispielen.

 

  1. Klassifikation des Bewertens anhand der untersuchten Rede

Bewertungen können in einer einfachen Form dargestellt werden; genau wie in den letzten Teilen des sprachlichen Bewertens auf die sprachlichen Ebenen durch Adjektive, Substantive oder Verben. Diese einfache Formulierung oder Konstitution des Bewertens nennt man, nach den folgenden Klassifikationen von Schlobinski und Läzer, elementare Bewertung. Auf der anderen Seiten können sprachliche Bewertungen noch komplexer formuliert werden. Das wird aber auf die pragmatische Ebene durch propositionale Sprechhandlungen oder durch andere komplexe Konstruktionen. Solcher Typ des Bewertens nennt man komplexe Bewertungen.

Zu einer inhaltlichen Analyse schlägt Schlobinski (1996:178) eine siebenpunktige Ordinalskala vor, mithilfe deren Bewertungen nach expliziten und impliziten positiven bzw. negativen eingestuft werden können.

 

Abbildung 1: Ordinalskala zum inhaltsanalytischen Ordnen der Bewertungen
nach Schlobinski (1996: 179) (Hervorhebung nach Waliszewska 2016)

Des Weiteren unterscheidet Läzer (1994:135) sechs Arten der Realisierung sprachlicher Bewertungen:

 

Abbildung 2: Klassifikation der Formen der sprachlichen Bewertung nach Läzer (1994: 135)

Demzufolge kann man herausfinden, dass ein sprachliches Bewerten in verschiedene Untertypen gegliedert werden kann; egal ob es elementar oder komplex ist. Das Bewerten ist auf jeden Fall ein Bestandteil von den kommutativen Ereignissen oder Sprachhandlungen im Alltag bzw. im öffentlichen Leben.

 

  1. Fazit und Ergebnisse

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Bewerten in verschiedenen Stellen und Formen in den politischen Reden und auf verschiedene Ebene vorkommen kann. Durch die vorliegende Untersuchung wurde auch festgestellt, dass man unterschiedliche sprachliche Mittel benutzt, um einen Sachverhalt oder irgendwas zu bewerten. Es gibt auch zahlreiche Formen des Bewerten, die auf die sprachliche Ebenen ermöglicht werden können.

Durch eine textlinguistische Analyse können die Möglichkeiten des Bewertens als eine Sprechhandlung gezeigt werden. So eine Analyse könnte anhand eines Korpus wie die Rede Merkels dargelegt, da Merkel sowohl als Bundeskanzlerin als auch eine Person, die meistens präzise sprachliche Formulierung benutzt.

Dadurch lassen sich zentrale Elemente des sprachlichen Bewertens herauskristallisieren, die die Bewertung als eine der dominierenden Sprechhandlungen in politischen Reden darstellt.

Demzufolge sind die sprachlichen Bewertungen sowohl im Wortschatz auf der Ebene der Lexik als auch im morphologischen und syntaktischen Bereich zu finden. Auf dieser Art und Weise werden Bewertungen elementarisch klassifiziert.

Die explizit oder implizit ausgedrückten Bewertungen lassen sich mithilfe unterschiedlicher Indikatoren in einer sprachlichen Äußerung zu erkennen.

 

 

 

Brinker, Klaus (2010): Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
Bußmann, Hadumod (Hrsg.) (2008): Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag.
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